Willkommen in der Bruderschaft
Ich bin ja noch relativ neu hier in der Blogosphäre und muss noch einiges lernen, scheint mir. Zum Glück gibt es aber ne Menge Leute, die einem da was erklären können, zum Beispiel Detlef Hartlap, seines Zeichens Chefredakteur des investigativen Fernsehmagazins Prisma. Prisma weiß meistens über alles Bescheid, Prisma hat zu allem eine Meinung. Prisma ist weit vorne und schreibt Triumph mit „pf“ am Ende. Und Prisma hat, laut des Vorworts von Detlef Hartlap in der aktuellen Ausgabe, sie [die Blogs] schon vor „einiger Zeit“ als die „neue Dimension der Kommunikation“ erklärt. Zudem seien sie auch die „weltweite Bruderschaft der fliegenden Gedanken“ – bei soviel Poesie will ich den plötzlich in mir hochsteigenden Feminismus mal wohlwollend runterschlucken.
Bei den weiteren Worten wird mir dann aber ganz anders. Da ist auf einmal von der „Anarchie der Bloggerei“ die Rede und davon, dass sich diese niemand besser zu nutze zu machen weiß als – und hier wird’s richtig spannend – „jene Mächte, Geheimdienste und Konzerne, die am stärksten der Kontrolle einer kritischen Öffentlichkeit, also auch der Blogger bedürften“. Huch! Sollte das wahr sein? Nun – wenn ich genau drüber nachdenke … Zumindest Pleitegeiger und ich schreiben ja für konspirative Organisationen: HSV und BVB hören sich ja auch fast so an wie Geheimdienstkürzel.
Lustig geht’s weiter: „Bei der Zeitung weiß man, was man hat, bei einem Blog kann man nur vermuten, wer da was in welchem Auftrag geschrieben hat.“ Ich weiß ja nicht, welche Blogs Herr Hartlap so liest, aber aus meiner tiefen Zuneigung zu diesem einen Bundesligisten und diesen anderen Regionalligisten mach ich kein Hehl. Wird Zeit, dass die Herren Watzke und Littmann dafür mal ein bisschen was raus tun.
Und was die Neutralität mancher Print-Produkte angeht – da sollte man sich als aufgeklärter Bürger nicht so sicher sein, dass da alles ganz unabhängig und überparteilich abgeht.
Und dann schlägt der werte Chefredakteur noch vor, zu untersuchen, „wo inhaltlich der gute alte Leserbrief aufhört und der Blog beginnt; ob das neue Medium auch für neue Qualitäten sorgt“. Leserbrief? Blog? Zusammenhang? Und neue Qualitäten? Ja sicher doch! Sicher ist, wie überall im Netz, auch bei den Blogs eine Menge Unsinn dabei. Aber doch auch eine Menge ziemlich kreativer Unsinn, der sonst keine Chance auf Veröffentlichung hätte und doch sehr bereichernd ist, oder? Und wo wir schon über Qualität sprechen – die Blogger, die ich kenne, wissen alle, dass sich „Triumpf“ so eben nicht schreibt.