Post vom schlechten A
Briefe von der Agentur für Arbeit sind doch ein immerwährender Quell der Freude. Da weile ich im fernen Hamburg und doch erreicht mich eine meiner zahlreichen Sachbearbeiterinnen (Werbeslogan: Alles aus einer Hand) auch hier und verdirbt mir die Laune. Und zwar so richtig. Freute ich mich naiverweise neulich noch über meine Steuerrückzahlung, komme ich mir nun nur noch total dämlich vor. Jetzt soll ich nämlich schlanke 800 Euro zurückzahlen - ans Arbeitsamt wohlgemerkt, nicht etwa ans Finanzamt - weil ich ja vom 1.6. bis 31.7. nicht bedürftig gewesen sei. Hallo?! Offenbar ist das tatsächlich rechtens, obwohl ich in meiner beschränkten und naiven Weltsicht davon ausgegangen war, dass Geld, das mir noch aus einer Zeit zusteht, in der ich gar nicht arbeitslos war, meins ist. Letztes Jahr war das zumindest noch so. Sind diese verfluchten Behörden nicht dazu angehalten, einem solche Änderungen mitzuteilen? Schön auch, dass sie schon wieder nicht begriffen haben, dass ich seit dem 10. Juli gar nicht mehr arbeitslos bin. Von 31.7. kann also gar nicht die Rede sein. Ich hab das früh genug mitgeteilt, wenn Ihr mir weiter Geld überweist, ist das nicht mein Problem. (Naja, wahrscheinlich doch, ich weiß.) Im Übrigen: Was glaubt Ihr denn, ist von dem Geld noch übrig? Die Überweisung hat mein arg strapaziertes Konto grad mal ausgeglichen - sprich, ich habe damit Schulden getilgt. Ist es nicht das, was man laut Arbeitsagentur mit seinem Vermögen machen soll? Erstmal Schulden tilgen? Ich werde fröhlich Widerspruch einlegen, macht Euch schon mal auf was gefasst. Aber ich muss sagen: Allmählich habt Ihr mich mürbe gemacht. Und ich glaube, dass genau das Eure Taktik ist. Die Arbeitslosen sollen sich zum Teufel scheren und nicht dauernd den gemütlichen Behördenbetrieb stören. Was mich angeht: Ihr habt gewonnen, ich bin weg. Und wenn ich im November wieder arbeitslos bin, müsst Ihr keine Angst haben, ich komme schon nicht wieder. Ich mach mich selbstständig und werde trotz viel Arbeit, schlechter Bezahlung und sicher auch Geldsorgen ein viel glücklicherer Mensch sein als bisher. Einfach, weil ich mit Euch nichts mehr zu tun haben werde, liebe Arbeitsagenturmitarbeiter, die ihr mich so nett behandelt, dass ich nach Besuchen bei Euch oft minutenlag im Auto sitze und heule. Weil Ihr keine Ahnung habt, wie das Leben draußen aussehen kann, weil Ihr Eure eigenen Vorschriften nicht kennt und weil Ihr uns Arbeitslosen behandelt, als seien wir doch alle selbst Schuld an unserem Elend. Ach, und wo wir grad dabei sind: Euer Einstiegsgeld zur Selbstständigkeit könnt Ihr auch behalten. Von Euch konnte (oder wollte) mir ja keiner mal über die Zuverdienstgrenzen (lumpige 165 Euro oder so) Auskunft geben - wie wäre das denn gelaufen? Hättet Ihr mich fein arbeiten lassen und mir dann wieder alles weggenommen? Nee, diesmal nicht. Mich verarscht Ihr nicht mehr. Wie lautet die Formulierung so schön: "Einstiegsgeld ist eine Kann-Leistung". Und soll ich Euch was sagen? Ihr könnt Euch Eure Kann-Leistung sonstwo hin stecken.
5 Comments:
*mut schick*
Dranbleiben, das klingt nach nem guten Plan. In welche Richtung gehst du denn? Und auch weiterhin in HH?
Vielen Dank!
Journalismus, und wohl erstmal wieder in Lippstadt. Hamburg ist zu teuer dafür, dass ich da noch gar keine Verbindungen habe...
Kopf hoch.
Denen den Stinkefinger zu zeigen ist die richtige Einstellung.
Ich glaube, es gibt nichts behördigeres als ein Arbeitsamt. Und wenn die sich noch hundertmal umbenennen.
Ach Mensch, das hört sich echt mies an - und irgendwie bin ich da immer ganz zwiespältig.
Auf der einen Seite ist es natürlich gut, wenn Du Dich von denen unabhängig machen kannst (wer will das nicht...), z.B. über Selbständigkeit - andererseits denke ich dann aber auch, dass das so einfach alles nicht passieren darf... (aber dass Du nicht als Jeanne d'Arc der Erwerbslosen Dein Blut auf dem Schlachtfeld behäbiger Arbeitsagenturdrachen vergießen willst, ist ja auch mehr als verständlich).
Immerhin werden die AA-Nasen von uns bezahlt, und nur weil denen das Schicksal "arbeitslos" nie drohen wird, nehmen die sich in der Tat bisweilen krass was raus (und sind dabei - wie Du auch geschrieben hast - erstaunlich inkompetent). Pfffft. Toi Toi Toi auf jeden Fall!
Jaaaaaaa, ich habe neulich mit dem Sozialbeamten auch eindeutig geklärt, die mögliche Summe x für die Bestattungskosten direkt an den Bestatter zu überweisen. Das ich erst das Geld auf dem Konto habe und die Agentur dann direkt befindet, ich hätte ja hier ein Einkommen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Wir sollten vielleicht eine Zeitung für Arbeitslose gründen, so ein schickes informatives Blatt (natürlich nicht Hochglanz, das verkraftet die Zielgruppe ja nicht) mit Fortsetzungs-Liebesroman und Kleinanzeigen-Rubrik ;-)
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