Montag, Mai 08, 2006

Fußballgott, go home

Dieser Spieltag hat mich echt geschafft, deswegen auch erst heute der Bericht vom letzten Heimspiel der Saison. Allerdings ist auch alles meine eigene Schuld - hätte ich die Zeichen richtig gedeutet, wäre ich schon auf der Autobahn umgedreht und hätte mir viel Ärger erspart. (In diesem Zusammenhang rasch ein kleiner Hinweis an den Schnösel, der mir bereits auf dem Autobahnzubringer fast in die Seite gebrettert wär, um mir anschließend noch obszöne Gesten hinterher zu schicken: Ich hab Deine Nummer, Schätzchen. Und dank der Werbung auf Deiner Heckscheibe weiß ich auch, wo Du arbeitest. Ich schreib Dich kaputt!) Angetan mit Trikot (wie immer beim letzten Heimspiel der Saison) und Schal im Rückfenster, gings los. Wäre ich doch nur zu Hause geblieben... Der erste Stau auf der A44 hat mich dann noch nicht groß aus der Ruhe bringen können, das Zeitfenster war ja noch groß genug. Der zweite kurz vorm Dortmunder Ortseingang dann schon. Spätestens da wäre es ratsam gewesen, auf die Zeichen zu hören und sich eine Premiere-Kneipe zu suchen. Als dann auch die U-Bahn (mal wieder) zu spät kam, war ich auch kurz davor. Immerhin hab ichs dann doch noch rechtzeitig zum Spiel geschafft - just in der Minute, in der Jan Koller schon wieder mit seinem Blumenstrauß im Kabinengang verschwand. Während des Spiels, das nicht dazu angetan war, unter den Fans Euphorie auszulösen (und das ist noch viel zu nett ausgedrückt), blieb Zeit, über diverse Phänomene der Stadionkultur nachzudenken. Warum zum Beispiel wird die "Bild-Blitztabelle" am ersten Spieltag der Saison andauernd eingeblendet, aber nicht, wenn es wirklich spannend wird? Nämlich wenn Hamburg in Berlin führt und Bayern gleichzeitig in Kaiserslautern zurückliegt? Nein, die Blitz-Tabelle gibt es erst wieder, als klar ist, dass Bayern Meister ist. Und warum ist eigentlich das Beobachten der Einblendungen der Spielstände in den anderen Stadien immer irgendwie spannender als das, was auf dem Rasen des Westfalenstadions passiert? Aber egal, ich bin ja leidensfähig, und die nächste Saison ist immer die nächste. Oder so. Als Gambino dann endlich den Ausgleich schoss, war mir der Fußball irgendwie schon wieder egal, der Wunsch nach Alkohol aber schier übermächtig... Nen Kloß im Hals hatte ich dann allerdings doch noch - als nämlich Jan Koller sich zum allerletzten Mal von den Fans verabschiedete, obwohl er doch gerade erst wieder auf den Rasen zurückgekehrt war. Schade, Jan - Du wirst uns fehlen. Und dem Dortmunder Fußball auch. Die Rückfahrt war natürlich auch eine Katastrophe - beginnend mit der ersten Etappe in der U-Bahn mit außer mir exakt einem (in Zahlen: 1) Dortmunder-Fan, der auch angesichts der Übermacht der Frankfurter Fans in diesem Wagen nicht davor zurückschreckte, die absurdesten Parolen abzusondern. Nur noch getoppt von den Frankfurtern, die behaupteten, im Stadion sei es die ganze Zeit totenstill gewesen. Um mal mit Berti Vogts zu sprechen: "Ich weiß nicht, welches Spiel Ihr gesehen habt, aber ..." Aber auch die längste U-Bahn-Fahrt geht wie die verkorkteste Saison* einmal zu Ende. Zum Glück. Ich werde versuchen, mich bei all den schönen und erfolgreichen WM-Spielen zu erholen und mich auf die nächste Bundesliga-Saison zu freuen und dann nur noch total euphorisches Zeug zu bloggen. Am besten schau ich mir dann wohl nur Trinidad/Tobago an. *Ich weiß, dass noch ein Spieltag kommt, aber wen interessiert das schon? Ich bin ja nicht aus Wolfsburg.